Im Dialog
Welche Fragen treiben PsychotherapeutInnen gerade um? Was müssen sie wissen, wenn sie in den Beruf starten – oder in Zeiten des beruflichen Umbruchs? Unsere bvvp-Blogautoren schreiben über alle brisanten Themen – und sind dabei mit Ihnen im Dialog. Einfach im Mitgliederbereich anmelden und mitdiskutieren!
PiA = PsychotherapeutInnen in Aufruhr: Ein imaginärer Dialog

- 4. März 2019
 - Ausbildungsreform
 - PIA
 - PIA-Politik
 - Vergütung
 
Seit 2012 tagt das PiA-Politik-Treffen halbjährlich in Berlin oder in Frankfurt, um den Interessen und dem Reformwillen der PiA eine Stimme zu verleihen. Es werden bundesweit Protestaktionen initiiert und diese durch Pressearbeit begleitet. Stellen Sie sich nun vor, Sie stießen eines Tages auf dem Weg durch die Stadt auf einen PiA-Flashmob und sprechen eine Aktivistin an, fragten Sie voller Neugier, worum es bei dieser Aktion genau ginge. Sie gibt gerne Auskunft, und es entspinnt sich ein Gespräch: 
– „Wie bitte?“, würden Sie vielleicht fragen, „wenn ich diesen Beruf erlernen wollte, könnte mir niemand verbindlich sagen, was die Zugangsvoraussetzungen sind, da die neuen Studienabschlüsse nach der Bologna-Reform gar nicht im geltenden Gesetz aufgeführt sind. Das klingt ja sehr kompliziert.“
 –  „Und PiA werden von Kliniken ausgebeutet? Sie bekommen als Diplomierte  und Master-Absolvent*innen für ihre Tätigkeit häufig keine oder sehr  wenig Vergütung? Aber wie kann das denn sein? – Und die  Ausbildungszeiten im Krankenhaus sind durch kein Gesetz geregelt, das  den PiA einen arbeitsrechtlichen Status geben würde? Das würde ja  bedeuten, würden Sie vielleicht schlussfolgern, dass sie der Willkür des  Marktes völlig ausgeliefert sind: Billige und gut ausgebildete  Arbeitskräfte, die die tariflich bezahlten Stellen für PsychologInnen  auf Station überflüssig machen. Und Ihr Fazit wäre: „Na, das ist für die  Klinik ja äußerst praktisch – und zusätzlich zahlen PiA auch noch alle  ihre Ausbildungsgebühren aus der eigenen Tasche? Die armen Eltern! Das  scheint ja ein Beruf für verzichtsbereite und fleißige Idealisten mit  
Privatsponsor zu sein.“
 – „Verstehe“, würden Sie weiterhin sagen,  „Eure Not ist so groß, dass Ihr sie auf die Straße hinausschreien wollt.  Ganz schön unbequem für alle Verantwortlichen, wenn Ihr Eure Ausbeutung  so deutlich sichtbar macht … Ihr hofft also auf die Reform des  Psychotherapeutengesetzes? Hoffentlich wird das neue Gesetz Eure  Probleme dann auch tatsächlich lösen.“
 Vielleicht würden Sie noch  weiterfragen, würden wissen wollen: „Wozu braucht es überhaupt spezielle  PiA-Politik, es gibt doch sicherlich auch etablierte  PsychotherapeutInnen-Berufspolitik, kümmert die sich denn nicht auch um  Eure Themen?“ – Und dann würden Sie verstehen, dass der Schwerpunkt  vieler berufspolitisch Aktiver auf den Belangen der PsychotherapeutInnen  liegt, die mit einer Zulassung der Kassenärztlichen Vereinigung  niedergelassen sind, und dass die Themen der PiA in den Kliniken eher  wenig Berührungspunkte mit diesem Tätigkeitsbereich haben, geht es doch  hier um die Belange von Angestellten. Vermutlich würden Sie dann  empfehlen: „Vielleicht solltet ihr dann auch bei der Gewerkschaft  Unterstützung suchen! – Ach, das tut ihr schon? Sehr gut, davon  profitieren dann ja sicherlich auch alle angestellten  PsychotherapeutInnen …“, würden Sie laut überlegen und würden dann Sie  sicher sehr überrascht sein über das, was Sie zu hören bekämen: „Wie  bitte? – Eure approbierten KollegInnen verdienen zum Teil noch an dieser  Form der ausbeuterischen Ausbildung?! Das macht es natürlich nicht  leichter, gemeinsam an einer Veränderung der Bedingungen zu arbeiten!“,  würden Sie ausrufen und uns wünschen: „Hoffentlich findet Ihr dennoch  ausreichend Unterstützung!“ Und dann hätten Sie noch eine Idee: „Was ist  denn mit den Kammern?“, würden Sie nachfragen. – „Ach, die Belange der  PiA liegen nicht in deren Aufgabenbereich. Aber ihr engagiert euch doch  bestimmt für bessere Mitbestimmungsmöglichkeiten? Ja? Na, das klingt  gut. Letztlich profitiert doch der gesamte Berufsstand, wenn die  Ausbildungsbedingungen gut sind. Dann  
 haben die Berufseinsteiger Zeit und Kraft, sich auch fachlich mit ihren neuen Ideen einzubringen.“
  
Und dann würde Ihnen noch eine wichtige Frage einfallen: „Wie setzt  sich denn Euer Berufsverband für euch ein? – Was, Ihr habt gar keinen  eigenen Berufsverband? – Ihr habt viele, nur keinen Dachverband, der  verbindlich für den ganzen Berufsstand sprechen kann? – Verstehe,  deshalb gibt es nun also dieses PiA-Politik-Treffen.“
 
„Ich vermute,  dass es der Berufsstand der PsychotherapeutInnen schwer hat, sich im  Gesundheitssystem zu behaupten. Da hilft es natürlich, wenn man an einem  Strang zieht. Ich hoffe, dass es euch auf dem Treffen auch weiterhin  gelingt, sich untereinander abzustimmen!“ – Und Sie würden sich freuen  zu hören, dass der Reformprozess zumindest anläuft und es nun vor allem  um inhaltliche Details geht. „Das klingt nach einer neuen  Herausforderung“, würden Sie sagen, „die Ihr meistern müsst, damit das  Reform-Ergebnis zum Schluss ein Gutes ist!“ Und dann würden Sie uns  zurufen, was wir einander auch immer wieder sagen in diesem langen Kampf  um gerechte Ausbildungsbedingungen: „Bleibt dran!“
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